Debatte
Ulrike Langer | Das globale Netz als lokale Fundgrube
Die Digitalisierung ermöglicht gerade im Lokalen eine ganz neue Nähe zum Publikum und neue Möglichkeiten zur Identifikation. Welche Risiken birgt dies? Gerade die Balance zwischen Distanz und Nähe zu halten, galt im Lokaljournalismus immer als eine besondere Herausforderung, das klassische Beispiel ist, dass man ja dem Bürgermeister, den man kritisiert, anderntags wieder über den Weg geht. Inwiefern verändert sich diese Balance durch die Möglichkeiten der Digitalisierung? Erleichtern oder erschweren die neuen Rechercheweisen und Rechercheinstrumente das Bemühen um dieses notwendige Gleichgewicht?
Früher galt als „gesetzt“ im wahrsten Sinne des Wortes, wenn etwas in einer Zeitung gedruckt war. Was bedeutet es, wenn heute Journalismus insbesondere auch im Lokalen zunehmend als fortlaufender Prozess und nicht mehr als etwas quasi Endgültiges betrachtet wird? Inwiefern verleitet das noch mehr dazu, zunächst, auch ungeprüft zu veröffentlichen und im Fall des Falles nachträglich zu korrigieren? Was – und welche Verion „gilt“? Ist dies ein Fortschritt, beziehungsweise unter welchen Bedingungen kann dies zum Fortschritt werden? Und schließlich: Durch die neuen Herangehensweisen verschwimmen die Grenzen zwischen Recherche, Darstellung und Marketing. Bis zu einem gewissen Grad dürfte das von Vorteil sein, aber wann und wo ist der Schlussstrich zu ziehen, will man verhindern, die Form derart an Bedeutung gewinnt, dass mehr zählt, wenn sich etwas gut präsentieren lässt als wenn es relevant ist. (Debatte angeregt durch Marlis Prinzing)
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