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Prinzipien für innovativen Journalismus lehren, lernen und diskutieren: Das ist ein Hauptanliegen der Journalismus-Ateliers. Und das ist eine Frage der Haltung. Deshalb hier vier grundsätzliche Bemerkungen zu Haltung, Professionalität, Marke und gesellschaftlicher Verantwortung.
1. Der Beruf „Journalist“ ist einer der verantwortungsvollsten einer Zivilgesellschaft. Dem müssen wir Rechnung tragen
- als Medienschaffende, indem wir professionell und bewusst diese Verantwortung annehmen
- als Bürgerinnen und Bürger, indem uns Journalismus nicht gleichgültig ist.
Wir leben in einem gefährlichen Dilemma: Auf der einen Seite wird der Beruf Journalist zunehmend ausgehöhlt, auf der anderen Seite bleibt er einer der verantwortungsvollsten Berufe in einer Zivilgesellschaft, vergleichbar dem des Arztes: Gute Ärzte leisten einen wichtigen Beitrag zur Volksgesundheit. Gute Journalisten tragen zu einem gesunden öffentlichen Diskurs bei und damit zu einer lebendigen Demokratie.
2. Professionell arbeiten bedeutet:
- traditionelle handwerkliche Fertigkeiten trainieren
- neues Wissen und neue Fertigkeiten schulen
- sich Innovationen öffnen
- sich Wissen aus anderen Disziplinen nutzbar machen
- sich Erkenntnisse insbesondere aus der anwendungsorientierten Kommunikations- und Medienwissenschaft nutzbar machen beziehungsweise dort Forschende zu für die Praxis nützlichen Studien anregen.
- Markenjournalismus betreiben.
3. Eine Marke herausbilden heißt:
- Professionalität und Werte zur Arbeitsgrundlage machen.
- Themen verfolgen, die die Leidenschaft des jeweiligen Journalisten besonders entzünden und über die er markant berichtet.
- Echt bleiben. Also sich kein Image überstülpen, sondern zeigen, was echt in einem steckt. Authentizität ist ein journalistisches Gütezeichen.
- Wissen, wofür man steht. Man kann nur bei sich anfangen, etwas zu ändern.
- Markenjournalismus hat drei Hauptkomponenten: Professionalität, Orientierung an Werten, klar entwickeltes persönliches Profil. Dieses „Personal Branding“ hat Außen- und Innenwirkung: Nach außen bedeutet das darzulegen: Was kann ich? Was kann ich, was andere nicht können? Nach innen hilft diese Selbstvergewisserung herauszufinden: Was will ich eigentlich? Worauf kommt es mir an? Passt die Art von Journalismus, die ich in dieser oder für jene Redaktion machen soll, zu mir?
4. Verantwortung annehmen heißt
- Den Diskurs führen über das, was öffentlich werden muss , und vorher überlegen, was und warum und mit welchen erwartbaren Folgen es veröffentlicht werden muss.
- Den Wert von Journalismus schätzen bedeutet auch, dass eine Gesellschaft durch waches und kritisches Interesse beiträgt, dass der immense Druck auf Journalisten sinkt.
- Druck, der durch Verleger und Medienmanager ausgeübt wird, die Journalisten zu möglichst billigen Content-Produzenten degradieren, die eine Schere im Kopf tragen sollen, um potenzielle Werbekunden oder andere Protagonisten nicht zu vergraulen. Die Medienunternehmer können solcherlei weitgehend unbehelligt machen solange die Wertschätzung für Journalisten so gering ist, dass dies den meisten egal ist.
- Druck, der in vielen Ländern, darunter auch in Deutschland, dort mehr als in der Schweiz, durch Anwälte entsteht, die Medienhäuser und Redaktionen gängeln, in dem sie im Auftrag ihrer Kunden einstweilige Verfügungen verfassen und hohe Kosten androhen, um die Medien in die Knie zu zwingen und so bestimmte Berichterstattung zu verhindern.
- Druck, der entsteht, weil dem Publikum zu selten vermittelt wird, welche Gründe für diese oder jene Art zu berichten sprechen. Dieser lässt sich abbauen, indem genau diese Erklärungen eingefordert werden.
Wer den Journalismus vorsätzlich unter Druck setzt, ihn gängelt und ihn entwertet, der höhlt letztlich unsere demokratische Grundordnung aus. Weil „Journalist“ gerade in einer modernen Gesellschaft einer der verantwortungsvollsten Berufe ist, muss auf diese Dilemmata aufmerksam gemacht werden– im öffentlichen Diskurs ebenso wie während der Aus- und Weiterbildung.
Allen, die in den Medien arbeiten wollen – ob in einer Redaktion, in der Entwicklung von Algorithmen oder in der Managementabteilung eines Medienhauses –, muss in ihrer Ausbildung oder in ihrem Studium beigebracht werden, weshalb Medien nicht nur als reines Wirtschaftsgut betrachtet werden können, sondern auch ein Kulturgut von meritorischem Wert sind.
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