Recherche im Netz | Kapitel 11

Manfred Redelfs | Betrug, Fälschung und Fakes im Netz – und wie man nicht darauf hereinfällt
Die Zivilgesellschaft, genauer, die Medienpublika haben das Recht, einzufordern, durch professionelle Journalisten so gut wie nur möglich davor bewahrt zu bleiben, Fakes aufzusitzen. Das wird nicht zu hundert Prozent möglich sein. Aber grundlegende Prüfungen, wie sie anhand der aufgezeigten Beispiele verdeutlicht wurden, müssen zum journalistischen Handwerk gehören. Eine wichtige journalistische Funktion ist es, Zusammenhänge und Hintergründe aufzuzeigen. Deshalb ist klassische Recherche wichtig. Diese Fertigkeiten müssen ergänzt werden durch Kenntnisse in der systematischen Überprüfung von Onlineinformationen.

Schon die klassische Recherche ist an den etlichen Journalismus-Ausbildungsstätten ein Stiefkind, denn sie lässt sich nicht so leicht trainieren wie das Schreiben, das anhand von Übungen und beispielhaften Texten gut vermittelbar ist. Bei der Internet-Recherche kommt erschwerend hinzu, dass vor allem ältere Dozenten häufig selbst nicht die Medienkompetenz mitbringen, die sie zur Vermittlung des Stoffes bräuchten. Andererseits zeigt die Erfahrung aus vielen Volontärsschulungen, dass bei den „digital natives“ zwar eine große Routine in der Nutzung sozialer Medien vorhanden ist, aber eher in einem rezipierenden und interagierenden Sinne, nicht jedoch, wenn es um die Überprüfung von Online-Informationen geht. Oft ist schon die erweiterte Google-Recherche für viele Volontäre Neuland  sowie das systematische Vorgehen bei der Online-Recherche. Viele begnügen sich mit der einfachen Eingabe von Suchbegriffen bei Google, ohne Nutzung von Operatoren und ohne die gerade für journalistische Recherchen sehr hilfreiche Zeiteinschränkung einer Suchabfrage.

Aber das Bewusstsein für die Bedeutung der Online-Kompetenz wächst massiv, manches kann selbst gemacht werden, anderes muss strategisch in der Aus- und Weiterbildung und in den Studienplänen der Hochschulen verankert werden.  Das ist auch eine Frage der gesellschaftlichen Verantwortung – und Wertschätzung. Denn Recherche und Informationsprüfung kosten Zeit – und Zeit ist bekanntlich Geld. Das heißt, es geht auch darum, dass den Leserinnen und Lesern Geschichten mit Hintergrund sowie möglichst solide überprüfte Informationen etwas wert sein müssen.

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