Debatte
Ulrike Langer | Das Publikum als Kreditgeber: Crowdfunding im Journalismus
Crowdfunding ist eine Möglichkeit, in der Medienstrukturkrise journalistische Arbeit (und journalistische Qualität) zu ermöglichen, die immer mehr Verlage und Sender nicht mehr finanzieren. Journalismus-Crowdfunding stützt auf diese Weise die hauptsächlichen Funktionen Journalisten in einer demokratischen Gesellschaft: Kritisieren, kontrollieren, öffentlich machen, informieren, aufklären. Zugleich ermöglicht Crowdfunding, Themen anzupacken, die zwar gesellschaftlich wichtige wären, aber vernachlässigt werden, weil sie als nicht finanzierbar erscheinen. Crowdfunding hilft auch, innovative und ungewöhnliche Geschichten umzusetzen sowie solche, die an redaktionellen Hierarchien oder Kompromisserwartungen scheitern würden, aber ein Publikum durchaus interessieren.
Das Publikum wird zu einem Garanten von relevantem Journalismus, jeder einzelne kann journalistische Arbeit ermöglichen und teils mitgestalten, knüpft direkt Kontakt zum Reporter – und erfasst, dass es bei Journalismus im Kern nicht um ein bestimmtes Produkt geht, sondern letztlich um eine Dienstleistung, die darin besteht, relevanten, interessanten und auf Richtigkeit geprüften Inhalt bereitzustellen. Das kann befördern, dass Journalismus immer mehr Menschen endlich nicht mehr entweder verdächtig oder egal scheint, sondern sich einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft zurückerobert. Das macht aber wiederum deutlich, dass allgemeine Medienkompetenz in einer Gesellschaft immer wichtiger wird. (Debatte angeregt durch Marlis Prinzing)
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