Debatte
Hektor Haarkötter | Computer Assisted Reporting (CAR): Wie der Computer dem Journalismus hilft
In Deutschland hat das „Leaken“ bereits einen Bundesminister zu Fall gebracht. Bundesverteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg hatte im Jahr 2007 eine staatsrechtliche Doktorarbeit an der Universität Bayreuth vorgelegt und 2009 publiziert. Einem Bremer Rechtswissenschaftler fielen in dieser Arbeit 24 Textstellen auf, die ohne Quellenangabe übernommen worden waren, was kurz darauf in der Fachzeitschrift Kritische Justiz öffentlich gemacht wurde. So weit, so analog.
Internetaktivisten stellten in der Folge die gesamte Dissertation des Ministers auf der Internetseite Guttenplag Wiki online und überprüften sie systematisch auf Plagiate. Am Ende fanden sie 270 Seiten, auf denen der Minister bewusst und nicht nur versehentlich fremde Quellen ohne Kennzeichnung verwendet hatte. Dem Minister wurde daraufhin der Doktortitel aberkannt und er musste zurücktreten. Nach zu Guttenberg wurden auch die Dissertationen anderer Persönlichkeiten von den Plagiatsjägern im Internet ins Visier genommen, auch wenn sie nicht alle solche des öffentlichen Lebens waren. So wurde im Vroniplag Wiki die Doktorarbeit einer Frau unter die Lupe genommen, deren ansonsten einziger Nachteil war, die Tochter eines ehemaligen Ministerpräsidenten zu sein. Dies löste in der Öffentlichkeit Diskussionen aus, ob die anonymen Datenkontrolleure das Recht haben, Privatpersonen in dieser Form ins Licht der Öffentlichkeit zu zerren (Sander 2011, Trenkamp 2011).
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